FAKE NEWS

Deep Dive #3: Fake News - Eine Gefahr für unsere Kinder

Deep Dive #3: Fake News - Eine Gefahr für unsere Kinder - ThinkParent

In einer Welt, in der digitale Medien allgegenwärtig sind, stehen unsere Kinder vor einer Herausforderung: der Flut von Fake News. Diese falschen Informationen verbreiten sich rasant über soziale Medien und beeinflussen das Denken und die Meinungsbildung von Jugendlichen. Ohne ausreichende Medienkompetenz fällt es ihnen schwer, Wahrheit von Lüge zu unterscheiden, was sie anfällig für Manipulation und Fehlinformationen macht.

Welche Auswirkungen haben Fake News auf die Entwicklung unserer Kinder? Wie verändern sie ihre Sicht auf die Welt und ihr Vertrauen in die Medien? Und wie können wir sie besser vor diesen Gefahren schützen?

Erfahren Sie mehr über die Risiken und erfahren Sie, wie Eltern, Lehrer und die Gesellschaft gemeinsam daran arbeiten können, unsere Kinder in der digitalen Welt zu unterstützen und zu schützen.

Ein Artikel von M.Sc. Psychologin Gülsah Getiren. Sie ist als Psychologische Gutachterin und Beraterin tätig. Erfahrungen sammelte sie unter anderem im Rahmen ihrer klinischen Tätigkeit in einem Eltern-Vorsorgezentrum und in ihrer Position als Gutachterin für verhaltensauffällige Jugendliche.

Fehlinformationen im Israel-Palästina-Konflikt

Fake News, also gezielte Falschinformationen oder irreführende Nachrichten, sind kein Phänomen der modernen digitalen Welt, sondern haben eine lange Geschichte. Über die Jahrhunderte hinweg wurden sie als Werkzeug eingesetzt, um politische, wirtschaftliche, religiöse oder soziale Ziele zu erreichen. Mit dem Aufkommen des Internets und insbesondere der sozialen Medien hat die Verbreitung von Fake News eine neue Dimension erreicht.

„Digitale Plattformen ermöglichen es, Falschinformationen in kürzester Zeit an ein globales Publikum zu verbreiten.“

Ein prominentes Beispiel dafür ist der Einfluss von Fake News auf die US-Präsidentschaftswahl 2016, bei der falsche und irreführende Informationen über Kandidaten weit verbreitet wurden. Untersuchungen zeigten, dass einige dieser Fake News von ausländischen Akteuren verbreitet wurden, um die politische Landschaft in den USA zu destabilisieren (Mueller, 2019).

Ein aktuelles Beispiel zur Relevanz von Fake News für Jugendliche ist die Verbreitung von Fehlinformationen über den Israel-Palästina-Konflikt in sozialen Medien. Während der Eskalationen im Israel-Palästina-Konflikt, insbesondere während der intensiven Auseinandersetzungen im Jahr 2021 und erneut in 2023, wurden viele Falschinformationen und manipulierte Inhalte in sozialen Medien verbreitet.

„Diese Fehlinformationen sind oft emotional aufgeladen und zielen darauf ab, die Meinung der Leser zu beeinflussen oder Hass zu schüren.“

Jugendliche, die stark in sozialen Netzwerken wie Instagram, TikTok, und Twitter aktiv sind, waren von diesen Informationen besonders betroffen. Viele Jugendliche, die keine tiefergehenden Kenntnisse über die historischen und politischen Hintergründe des Konflikts haben, könnten durch die Falschinformationen ein verzerrtes Bild der Ereignisse erhalten.

Solche Inhalte könnten unbewusst eine einseitige Meinung fördern, die nicht auf Tatsachen beruht. Fake News, die Bilder und Geschichten von Gewalt und Leid enthalten, können starke emotionale Reaktionen bei Jugendlichen hervorrufen.

Ein bekanntes Beispiel während der Konflikte waren gefälschte Videos und Bilder, die in den sozialen Medien kursierten. Eines dieser Videos zeigte angeblich einen Raketenangriff auf Zivilisten, stellte sich jedoch als veraltetes oder aus einem völlig anderen Kontext stammendes Material heraus (Mimikama, 2024).

„Solche Falschinformationen können sehr leicht als authentisch wahrgenommen werden und tragen zur Verbreitung von Missverständnissen und falschen Narrativen bei.“

Dieses Beispiel unterstreicht die Notwendigkeit, die Medienkompetenz zu stärken und das Bewusstsein für die Risiken von Fake News zu schärfen, um ihre Auswirkungen auf die Meinungsbildung und das soziale Miteinander zu minimieren.

Die Rolle sozialer Medien bei der Verbreitung von Fake News: Filterblasen und emotionale Manipulation

Fake News, also falsche oder irreführende Nachrichten, stellen eine erhebliche Gefahr für Kinder dar. In der heutigen digitalen Welt sind Kinder zunehmend online und nutzen soziale Medien und andere Plattformen, um Informationen zu erhalten und mit anderen zu interagieren. Viele Kinder und Jugendliche besitzen noch nicht die notwendigen Fähigkeiten, um Fake News von echten, glaubwürdigen Nachrichten zu unterscheiden.

Medienkompetenz umfasst die Fähigkeit, die Glaubwürdigkeit von Quellen zu bewerten, Informationen kritisch zu hinterfragen und die Absichten hinter einer Nachricht zu erkennen. Diese Kompetenzen müssen erst entwickelt und gefördert werden.

Oft fehlt es jungen Menschen an Erfahrung und Wissen darüber, wie Nachrichten produziert werden und welche Interessen möglicherweise dahinterstehen. Ein Mangel an Medienkompetenz führt dazu, dass Kinder Fehlinformationen leichter glauben und weiterverbreiten, ohne sich der möglichen Konsequenzen bewusst zu sein.

„Die Rolle sozialer Medien im Kontext von Fake News ist enorm, da diese Plattformen maßgeblich zur Verbreitung und Verstärkung von Fehlinformationen beitragen.“

Soziale Medien wie Facebook, Twitter, Instagram, TikTok und YouTube sind die Hauptinformationsquellen für viele Menschen weltweit geworden, insbesondere für Jugendliche. Soziale Medien bieten eine ideale Plattform für die schnelle und weitreichende Verbreitung von Informationen.

Inhalte können innerhalb von Sekunden weltweit geteilt werden und durch die Netzwerkstruktur dieser Plattformen können Informationen eine enorme Reichweite erzielen. Fake News neigen oft dazu, viral zu gehen, weil sie häufig sensationell, emotional aufgeladen oder provokativ sind. Diese Art von Inhalten generiert mehr Engagement (Likes, Shares, Kommentare) als nüchterne Fakten, was zu einer noch schnelleren Verbreitung führt.

Monetäre Anreize und mangelnde Kontrolle: Warum soziale Medien Schwierigkeiten im Umgang mit Fake News haben

Die Benutzerfreundlichkeit und die niedrige Eintrittsbarriere sozialer Medien ermöglichen es jedem, Inhalte zu erstellen und zu teilen, unabhängig von deren Wahrheitsgehalt. Dies führt dazu, dass Fehlinformationen leicht erzeugt und verbreitet werden können. In diesem Zusammenhang ist zu erwähnen, dass es keine strengen redaktionellen Standards oder Kontrollen gibt.

Jeder kann Inhalte posten, ohne dass diese vorher auf Richtigkeit überprüft werden. Dies führt zu einer hohen Anzahl an ungeprüften und potenziell irreführenden Informationen. Die Anonymität tut ihr Übriges. Nutzer können unter Pseudonymen oder anonym posten, was es schwieriger macht, die Urheber von Fake News zur Verantwortung zu ziehen.

Diese Anonymität kann auch dazu führen, dass sich Menschen sicherer fühlen, Falschinformationen zu verbreiten oder sogar gezielte Desinformationskampagnen zu starten.

„Die Algorithmen sozialer Medien sind darauf ausgelegt, die Benutzer möglichst lange auf der Plattform zu halten und ihre Interaktionen zu maximieren, da dies die Werbeeinnahmen steigert.“

Diese Algorithmen begünstigen Inhalte, die hohe Interaktionsraten erzielen, unabhängig davon, ob sie wahr oder falsch sind. Inhalte, die starke emotionale Reaktionen hervorrufen (wie Angst, Empörung oder Erstaunen), werden eher geklickt und geteilt. Fake News nutzen oft diese Strategien, um mehr Klicks und somit mehr Aufmerksamkeit zu bekommen.

Die Gefahren von Fake News für Kinder: Von emotionaler Beeinflussung bis zur Verzerrung des Weltbildes

Kinder sind besonders anfällig für Manipulation, da sie oft weniger Erfahrung im kritischen Denken und in der Bewertung von Informationen haben. Fake News nutzen diese Anfälligkeit, um starke Emotionen wie Angst, Wut oder Mitleid hervorzurufen.

Solche emotionalen Reaktionen können dazu führen, dass Kinder impulsiv handeln, bestimmte Meinungen übernehmen oder sogar falsche Informationen weiterverbreiten, ohne sie zu hinterfragen.

Durch die gezielte Manipulation können Fake News das Verhalten und die Einstellungen von Kindern nachhaltig beeinflussen. Dies kann so weit gehen, dass sie sich bestimmten Ideologien oder Gruppierungen anschließen, die auf falschen Informationen basieren. In extremen Fällen könnten sie sogar zu schädlichen oder gefährlichen Handlungen verleitet werden.

„Eine ständige Konfrontation mit Fake News kann das Vertrauen von Kindern und Jugendlichen in Medien und Informationen insgesamt untergraben.“

Wenn sie immer wieder feststellen, dass Informationen, die sie als wahr angenommen haben, falsch sind, könnten sie beginnen, alle Nachrichtenquellen als unzuverlässig zu betrachten. Diese Skepsis gegenüber Medien kann dazu führen, dass sie sich von der Informationsgesellschaft abkoppeln oder in extremen Fällen sogar Verschwörungstheorien anhängen.

Ein Verlust des Vertrauens in Medien hat weitreichende Konsequenzen für die Fähigkeit der Kinder, sich in der modernen Welt zurechtzufinden. Es könnte sie dazu veranlassen, sich ausschließlich auf inoffizielle, oft unzuverlässige Quellen zu verlassen oder gar keine Nachrichten mehr zu konsumieren, was ihre Bildung und ihr Bewusstsein für wichtige gesellschaftliche Themen erheblich einschränkt.

Stärkung der Medienkompetenz bei Kindern: Die Verantwortung von Schulen und Eltern

Um Kinder vor den Gefahren von Fake News zu schützen, sind mehrere Maßnahmen erforderlich, die sowohl von Eltern als auch von Lehrern und der Gesellschaft insgesamt umgesetzt werden müssen.

„Lehrer sind in einer idealen Position, um die Medienkompetenz von Kindern und Jugendlichen zu fördern.“

Sie können durch ihren direkten Kontakt im schulischen Umfeld entscheidend dazu beitragen, dass Schüler lernen, wie man Informationen richtig einordnet und kritisch hinterfragt. Lehrer sollten Medienkompetenz als festen Bestandteil des Lehrplans integrieren. Dies kann durch spezifische Unterrichtseinheiten geschehen, die sich mit der Analyse von Nachrichten, der Bewertung von Quellen und der Unterscheidung von Fakten und Meinungen beschäftigen.

Lehrer sollten Schüler ermutigen, Informationen zu hinterfragen, Diskussionen zu führen und Argumente zu analysieren. Dies kann durch Debatten, Gruppenarbeiten und Projekte geschehen, die darauf abzielen, verschiedene Meinungen und Informationen zu einem bestimmten Thema zu sammeln und zu bewerten.

Eltern haben ebenfalls eine zentrale Rolle bei der Entwicklung der Medienkompetenz ihrer Kinder. Eltern sollten als Vorbilder im Umgang mit Medien agieren. Kinder beobachten und imitieren das Verhalten ihrer Eltern, daher ist es wichtig, dass diese einen verantwortungsbewussten Umgang mit Informationen und Nachrichten vorleben.

Medienkompetenz durch Kooperation: Workshops und Schulungen für Schulen und Eltern

Eine effektive Prävention von Fake News und die Entwicklung von Medienkompetenz erfordert die Zusammenarbeit zwischen Lehrern und Eltern. Beide Gruppen sollten regelmäßig kommunizieren und sich über die Mediennutzung und die Bildungsbedürfnisse der Kinder austauschen.

Insgesamt ist es entscheidend, Kinder in einer zunehmend digitalen Welt darauf vorzubereiten, Falschinformationen zu erkennen und sich kritisch mit Informationen auseinanderzusetzen. Nur durch gezielte Bildung und Förderung von Medienkompetenz können sie vor den negativen Auswirkungen von Fake News geschützt werden.

Indem wir Kinder darin unterstützen, kritische Denkfähigkeiten zu entwickeln und eine gesunde Skepsis gegenüber Informationen zu bewahren, können wir sicherstellen, dass sie als informierte und verantwortungsbewusste Mitglieder der Gesellschaft heranwachsen.

Al-Asadi, M. A. & Tasdemir, S. (2021). Using Artificial Intelligence Against the Phenomenon of Fake News: A Systematic Literature Review. In Studies in computational intelligence (S. 39–54). https://doi.org/10.1007/978-3-030-90087-8_2

Mimikama. (2024, 2. August). Nahost-Konflikt: Faktenchecks • MIMIKAMA. https://www.mimikama.org/category/mimikama-faktenchecks/nahost-konflikt/

Mueller, R. (2019). Report on the investigation into Russian interference in the 2016 presidential election. https://apo.org.au/node/231061

Vese, D. (2021). Governing Fake News: The Regulation of Social Media and the Right to Freedom of Expression in the Era of Emergency. European Journal Of Risk Regulation, 13(3), 477–513. https://doi.org/10.1017/err.2021.48

Autor/-in

Psychologie - Master of Science (M.Sc.)

GÜLSAH GETIREN

Sie ist als Psychologische Gutachterin und Beraterin tätig. Erfahrungen sammelte sie unter anderem im Rahmen ihrer klinischen Tätigkeit in einem Eltern-Vorsorgezentrum und in ihrer Position als Gutachterin für verhaltensauffällige Jugendliche sowie Berufspsychologin.

Autor/-in

Psychologie - Master of Science (M.Sc.)

GÜLSAH GETIREN

Sie ist als Psychologische Gutachterin und Beraterin tätig. Erfahrungen sammelte sie unter anderem im Rahmen ihrer klinischen Tätigkeit in einem Eltern-Vorsorgezentrum und in ihrer Position als Gutachterin für verhaltensauffällige Jugendliche sowie Berufspsychologin.